Google Search Console Dashboard auf einem Laptop

Google Search Console: Das unterschätzte Werkzeug beim Website-Kauf

Warum jede*r, der eine Website kaufen will, vor dem Deal in die Search Console schauen sollte.

Von Nick Schneider

Was ist die Google Search Console (GSC)?

Die Google Search Console ist ein kostenloses Tool von Google, mit dem Website-Besitzer sehen, wie ihre Seite in der Google-Suche performt. Sie zeigt, für welche Suchbegriffe (Keywords) die Seite gefunden wird, wie viele Klicks sie bekommt, ob technische Fehler existieren, und ob es Sicherheits- oder Spam-Probleme gibt.

Kurz: Die GSC ist der Gesundheitscheck und das Röntgenbild deiner Website – direkt aus erster Hand von Google.

Warum ist die GSC für Endkund*innen wichtig, die eine Website kaufen wollen?

Weil sie dir hilft, Risiken zu erkennen und Potenziale zu bewerten – bevor du Geld ausgibst.

  • Transparenz: Du siehst echte Such-Daten statt schöner Versprechen.
  • Risiko-Check: Manuelle Maßnahmen, Sicherheitswarnungen, Indexierungsfehler = rote Flaggen.
  • Wachstums-Potenzial: Keywords, bei denen die Seite schon rankt, aber wenig klickt – hier liegt oft der schnelle Hebel.
  • Technik-Fitness: Core Web Vitals, mobile Nutzbarkeit, strukturierte Daten – wichtig für SEO & Nutzungsqualität.
  • Nachweis von Echtheit: Stimmt der behauptete Traffic? Die GSC ist schwer zu fälschen.

Was kann die GSC konkret?

Leistungsbericht (Performance)

Zeigt Klicks, Impressionen, CTR (Klickrate) und durchschnittliche Position nach Suchbegriffen, Seiten, Ländern, Geräten und Zeiträumen.

Indexierung & Abdeckung

Welche URLs sind im Index? Welche wurden ausgeschlossen und warum (z. B. 404, Weiterleitungen, noindex)?

Seiten-Erlebnis & Core Web Vitals

Ladezeiten und Stabilität (z. B. LCP, CLS). Gute Werte bedeuten bessere Nutzererfahrung – und häufig bessere Rankings.

Mobile Nutzbarkeit

Prüft, ob Seiten auf Smartphones korrekt funktionieren. Kritisch, da Google mobil-first indexiert.

Sicherheitsprobleme & Manuelle Maßnahmen

Warnungen bei Hacks, Malware oder Spam-Verstößen. Manuelle Maßnahmen sind echte Deal-Breaker.

Sitemaps & strukturierte Daten

Zeigt, ob Sitemaps korrekt eingereicht sind und ob Rich-Result-Fehler existieren (z. B. für Produkte, Bewertungen, FAQs).

Links

Überblick zu internen und externen Links. Unnatürliche Muster können auf Risiko hindeuten.

Die 12-Punkte-Checkliste: GSC-Due-Diligence vor dem Kauf

  1. Zugang anfordern (Viewer-Rolle reicht):Bitte den Verkäufer, dich unter Einstellungen → Nutzer & Berechtigungen als eingeschränkten Nutzer hinzuzufügen. So siehst du alles, ohne etwas zu verändern.
  2. Eigentumstyp prüfen:Ist es eine Domain-Eigentümerschaft (deckt alle Subdomains/Protokolle ab) oder eine URL-Präfix-Eigenschaft (eingeschränkt)? Für einen vollständigen Blick ist Domain-Eigentum ideal.
  3. Zeitraum einstellen:Mindestens letzte 12 Monate, besser 16 Monate. Achte auf Trends: stabil, wachsend oder fallend?
  4. Klicks & Impressionen nach Query:Wo rankt die Seite bereits? Notiere Keywords mit Position 5–20 und hohen Impressionen – das sind schnelle Chancen.
  5. CTR-Auffälligkeiten:Niedrige CTR bei guter Position (<2 % bei Position <5) deutet auf schwache Snippets (Title/Meta) oder falsche Suchintention hin.
  6. Seiten-Leistung (nach URL):Welche Inhalte tragen den Traffic? Ist der Traffic breit (gesünder) oder von wenigen Seiten abhängig (höheres Risiko)?
  7. Indexabdeckung:Fehler, „Gekennzeichnet als noindex", Soft-404, Weiterleitung. Viele entfernte oder kanonische Probleme = Warnsignal.
  8. Core Web Vitals & Seiten-Erlebnis:Viele „schlechte URLs"? Hohe LCP/CLS-Probleme? Schlechte Werte bedeuten Investitionsbedarf (Technik/Hosting/Code).
  9. Mobile Nutzbarkeit:Fehler hier treffen fast immer die Sichtbarkeit. Muss vor dem Kauf bekannt sein.
  10. Manuelle Maßnahmen & Sicherheitsprobleme:Muss leer sein. Wenn nicht: Finger weg oder Preis stark verhandeln + Sanierungsplan.
  11. Sitemaps & strukturierte Daten:Sitemap aktuell? Werden neue Inhalte indexiert? Structured-Data-Fehler bei Produkt/FAQ/Artikel? Hier liegen oft schnelle Fixes.
  12. Links-Bericht:Viele fragwürdige Links von Spam-Domains? Einseitige Ankertexte? Das kann zu zukünftigen Problemen führen.

Rote Flaggen (Risiken)

  • Manuelle Maßnahmen wegen unnatürlicher Links oder Spam.
  • Sicherheitswarnungen (Malware, gehackte Inhalte).
  • Starker Traffic-Einbruch in den letzten Monaten ohne plausible Erklärung.
  • Hoher Anteil nicht indexierter Seiten trotz beabsichtigter Indexierung.
  • Einseiten-Abhängigkeit: 70 %+ des Traffics über 1–2 URLs.
  • Extrem niedrige CTR bei eigentlich guten Positionen – kann auf irrelevanten Traffic hindeuten.

Grüne Flaggen (Chancen)

  • Viele Keywords auf Position 6–20 mit guten Impressionen → schnelle Hebel durch Content-Optimierung.
  • Stabile Entwicklung über 12–16 Monate.
  • Saubere Indexierung, gute Core Web Vitals, keine Warnungen.
  • Breiter Traffic-Mix aus mehreren Seiten & Themen.

So bekommst du sicheren Einblick – ohne Risiko für den Verkäufer

Schritt-für-Schritt

  1. Der/die Verkäufer*in fügt dich in der GSC unter Einstellungen → Nutzer & Berechtigungen als eingeschränkten Nutzer hinzu.
  2. Ihr vereinbart einen klaren Zeitraum (z. B. 14 Tage) für die Einsicht.
  3. Du prüfst die oben genannte Checkliste – idealerweise im Bildschirm-Sharing gemeinsam.
  4. Optional: Lasst euch die Property-Historie zeigen (z. B. frühere Einreichungen/Änderungen).
  5. Nach Prüfung wird dein Zugriff wieder entfernt.

Wichtig: Du brauchst keine Admin-Rechte, um alles Relevante zu sehen.

Wie du die GSC nach dem Kauf richtig einrichtest

  • Eigentum übernehmen: Domain-Eigentümerschaft via DNS-Eintrag verifizieren.
  • Sitemap einreichen (z. B. /sitemap.xml) und regelmäßig prüfen.
  • Berichte wöchentlich checken: Performance, Indexierung, Core Web Vitals.
  • Benachrichtigungen aktivieren: E-Mail-Alerts bei Problemen.
  • Änderungen dokumentieren: Größere Relaunches/Weiterleitungen im Blick behalten.

Für Nicht-Techniker: Die wichtigsten Begriffe einfach erklärt

Klicks
Wie oft Nutzer aus der Google-Suche auf deine Seite klicken.
Impressionen
Wie oft deine Seite in den Suchergebnissen angezeigt wurde.
CTR
Klickrate = Klicks ÷ Impressionen. Zeigt, wie attraktiv dein Suchergebnis ist.
Durchschnittliche Position
Wie hoch deine Seite im Schnitt für ein Keyword erscheint (1 ist top).
Indexierung
Ob und welche Seiten Google in seinem Such-Verzeichnis gespeichert hat.
Core Web Vitals
Messwerte zur Seitenqualität (Ladezeit, Stabilität). Gut für Nutzer und SEO.
Manuelle Maßnahme
Sanktion von Google bei Verstößen (z. B. Spam). Muss behoben werden, sonst weniger Sichtbarkeit.

Praxis: Drei schnelle Checks, die 80 % der Wahrheit liefern

1) Performance → Suchanfragen (16 Monate)

Suche nach Queries mit vielen Impressionen und durchschnittlicher Position 6–20. Das sind deineLow-Hanging-Fruits nach dem Kauf.

2) Seiten → Indexierung

Wie viele Seiten sind indexiert? Warum sind andere ausgeschlossen? „Durch robots.txt blockiert" oder „als Duplikat markiert" in großer Zahl = genauer hinschauen.

3) Seiten-Erlebnis & Core Web Vitals

Viele „schlechte URLs"? Plane Budget für Technik/Optimierung ein – oder verhandle den Preis.

Preisverhandlung mit GSC-Daten: So argumentierst du

  • Nachweisbare Einbrüche (z. B. -30 % Klicks in 3 Monaten) → Preisabschlag + Maßnahmenplan.
  • Risikofaktoren (Warnungen/Fehler) → Abschlag oder Fix vor Kaufabschluss.
  • Unausgeschöpftes Potenzial (viele Keywords P6–20) → schneller ROI nach On-Page-Optimierung.

FAQ

Muss ich Technik-Profi sein, um die GSC zu nutzen?

Nein. Für den Kauf reichen die genannten Berichte und die Checkliste. Bei Unsicherheit: Kurz mit einer SEO-Beratung drübergehen.

Reicht Analytics statt Search Console?

Analytics zeigt Nutzerverhalten auf der Seite. Die GSC zeigt Sichtbarkeit in Google. Beides ergänzt sich, ersetzt sich aber nicht.

Kann der/die Verkäufer*in Daten manipulieren?

Die GSC-Daten kommen direkt von Google. Präsentationen kann man frisieren, die GSC selbst praktisch nicht.

Fazit

Wer eine Website kauft, sollte immer einen Blick in die Google Search Console werfen. Sie macht Stärken, Schwächen und Chancen sichtbar – datenbasiert, transparent und kostenlos. Mit der Checkliste oben erkennst du in wenigen Minuten, ob der Deal gesund ist, wo Risiken lauern und wo du nach dem Kauf schnell ansetzen kannst.